Osterbotschaft von Bischof Serovpé Isakhanyan
Primas der Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland
„Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer, leer auch euer Glaube.“ (1. Ko 14, 15)
Liebe Schwestern und Brüder,
es ist wieder Ostern. Lasst uns mit Freude einander die frohe Botschaft von der Auferstehung des Herrn übermitteln und gemeinsam bezeugen. „Christus ist auferstanden“, und auch antworten: „Gesegnet sei die Auferstehung Christi.“
Es ist ein großes Fest heute, ein fröhliches Fest, ein siegreiches Fest, ein Fest des Lebens, ein Fest des Sieges über die Sünde. Für uns Christen gibt es kein größeres Fest als das Osterfest, das Hochfest der Auferstehung Jesu Christi, das Fest der Feste.
Was gibt uns Christen dieses Fest? Durch seine siegreiche Auferstehung schenkt uns Christus die Hoffnung auf ewiges Leben, die Vergebung der Sünden und einen Neuanfang bei Gott. Es ist das Fest unserer Erlösung und geistlicher Erneuerung. Das ist eine glorreiche Botschaft, eine gute und wunderbare Nachricht, die uns überbracht wird.
Die Auferstehung Christi ist der Grundstein, das Fundament unseres Glaubens, die Quelle der Hoffnung auf unsere ewige Erlösung. Sie ist keine theoretische und theologische Lehre, sondern eine lebendige Realität, eine göttliche Einladung, Gottes unermessliche Gnade und Barmherzigkeit zu erkennen und anzunehmen. Dank der Auferstehung Christi erleben wir eine neue Geburt, die uns von der Macht der Sünde befreit und unsere Verbindung mit Gott wiederherstellt. Es ist eine Einladung an uns alle, in Harmonie und Einklang mit Gott zu leben.
An Ostern verkünden wir die wunderbare Wahrheit der Auferstehung des Herrn und betonen die unermessliche Bedeutung dieser Wahrheit für unser gesamtes Glaubensleben. Wenn Christus nicht von den Toten auferstanden wäre, wäre unser Glaube bedeutungslos und unser Evangelium und unsere Predigt wären vergeblich, denn die Auferstehung Jesu bestätigt seine göttliche Natur und seine Autorität über Sünde und Tod. In einem Wort: Ohne die Auferstehung Christi gibt es kein Christentum, keinen christlichen Glauben, keine christliche Kirche.
Jesus sagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt“ (Jo 12, 25). Jesus wird nicht nur selbst auferstanden, sondern erklärt auch, dass er die Quelle und Spender des ewigen Lebens ist. Daher ist der Sieg Jesu über den Tod auch unser Sieg. Der Herr sagt: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben․“ (Vgl. Jo 10, 10)
Wer könnte den christlichen Glauben, der im Glauben an die Auferstehung verankert ist, besser verstehen als das armenische Volk? Für die Armenier verkörpert das Osterfest Leid und Hoffnung, Tod und Leben. Ja, wir haben auf den Annalen der Geschichte viel Leid gesehen, aber das Leid konnte unsere Hoffnung nicht zerstören, wir haben den Tod gesehen, aber wir sind wieder aufgestanden, und haben mit Optimismus unser Leben neu aufgebaut. Wie der armenische Dichter es einst formulierte: „Wir (gemeint sind die Armenier) sind oft gestorben, um zu leben, aber wir haben nie mit der Absicht gelebt, um zu sterben.“
Liebe Schwestern und Brüder,
auch heute leben wir in schwierigen Zeiten. Sicherlich sind wir alle über die anhaltenden Kriegsentwicklungen in der Welt besorgt, sei es in der Ukraine, in Palästina, in vielen asiatischen bzw. afrikanischen Ländern oder anderswo auf der Welt. Unser Herz blutet angesichts des Verlusts einer der schönsten Ecken unserer historischen Heimat, Arzach/ Bergkarabach, und des unsäglichen Leids unserer vertriebenen Geschwister aus Arzach. Die Armenische Kirche verurteilt weiterhin die kriminelle und völkerrechtswidrige Politik Aserbaidschans, aber auch die Doppelmoral und unzureichenden Reaktionen sowie die duldsame Haltung wichtiger Gremien der Weltgemeinschaft. Durch die Besetzung von Arzach und ermutigt durch die unzureichenden und nur verbalen Reaktionen der Weltgemeinschaft hat Aserbaidschan auch international anerkannte Gebiete der Republik Armenien besetzt und erzwingt der Regierung der Republik Armenien durch die Kriegsdrohungen, neue einseitige Zugeständnisse. Und die armenische Regierung bietet uns keine andere Lösung, als den Drohungen nachzugeben und neue Zugeständnisse zu machen. Und wir stellen mit Bedauern erneut fest, dass Gerechtigkeit und Recht durch geopolitische Interessen und deren Kontroversen mit Füßen getreten werden.
Angesichts dieser für uns ungünstigen Entwicklungen müssen wir begreifen, dass wir den drohenden Herausforderungen nur mit der wirtschaftlichen und militä-rischen Stärkung unseres Staates, mit kluger und gut durchdachter Diplomatie begegnen können. Wir können von der Welt keine Gerechtigkeit erwarten und auch nicht erwarten, dass sie die Interessen Armeniens nicht mit Füßen tritt, wenn wir selbst oft vergessen, dass unsere individuellen, sektoralen, parteipolitischen Interessen den höchsten Interessen des Staates untergeordnet werden sollten.
Unser Lebenswille muss auch heute siegen. Auch heute soll die glorreiche Aufer-stehung Jesu Christi für jeden einzelnen von uns und für unser gesamtes Volk Glauben und Hoffnung, Optimismus und Stärke wecken, um die Herausforderun-gen und Prüfungen des Lebens zu meistern und die Gegenwart und Zukunft unserer Nation und unseres Heimatlandes, aber auch unserer deutsch-armenischen Gemein-schaft zu sichern, „denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ (2. Tim 1, 7)
Möge der auferstandene Christus uns segnen und beschützen. „Christus ist auferstanden.“ „Gesegnet sei die Auferstehung Christi.“ Amen.